Leiderfahrung und Trosterlebnis
Die Diessenhofer „Generation Church“ traf sich am vergangenen Sonntag 24.09. wieder zu einem gottesdienstlichen Abend in der Stadtkirche. Das Thema lautete: „Warum gibt es das Leid?“ Lieder und Gesänge, Band und Farbgebung, Segen und Abendmahl zielten auf einen besinnlichen Anlass ab, der dem Ernst der Fragestellung gerecht wurde. Nach einer kurzweiligen Einführung durch die Präsidentin der Kirchgemeinde Jael Mascherin ergriff Diakonin Karin Schmid das Wort.
Begleitung statt Lösung
Offen gab sie zu, auf das „Worum und wozu“ von Hunger, Krieg, Tränen, Betrug, Krankheit, Streit usw. keine Antwort zu haben. Diese Probleme seien derzeit noch nicht wirklich aus der Welt zu schaffen. Allerdings verwies sie im selben Atemzug auf die wohlwollende Begleitung Gottes, die gerade bei rätselhaften Schicksalsschlägen viel stärker zur Auswirkung komme als sonst. Ebenfalls ein starker Trost sei die Geselligkeit unter Gleichgesinnten. Das helfe mit, über unverstandene Ereignisse hinweg zu kommen. In der rettenden Kommunikation der Gemeinschaft würden die Probleme des Einzelnen sorgsam abgefedert, so die Predigerin.
Göttliche Umarmung
Karin Schmid beleuchtete sodann den Propheten Habakuk, der um 600 v. Chr. lebte zur Zeit der damaligen Angriffe der babylonischen Weltmacht auf den Staat Israel. Dieser Mann habe Mut entwickelt, an die allerhöchste Stelle heranzutreten mit heftigen Anfragen nach dem „Worum und wozu“. Zunächst habe er nur Gottes traurige Antwort zu hören bekommen, dass die Probleme noch grösser würden als bisher – dass also gerade kein Happy End zu erwarten sei. Zugleich habe er jedoch Entspannung erfahren: In tiefsten Schwierigkeiten habe er miterlebt, wie liebevoll die leidgeprüften Menschen umringt und umzingelt werden durch die Gnade. Dies komme im hebräischen Namen des Propheten zum Ausdruck: „Habakuk“ werde treffend mit „Umarmer“ oder „Herzer“ übersetzt.
In dieser symbolischen Namensbedeutung liege eine unwahrscheinlich starke Verheissung, betonte die Rednerin: Die wohltuende Gnade mache uns innerlich stark genug, bestehende Probleme zunächst einmal so atehenzulassen, wie sie nun einmal sind. Dank der „göttlichen Umarmung“ könnten wir sie jedoch aussitzen und einigermassen erträglich gestalten.
Turmerlebnis
Das Gefühl der göttlichen Umarmung sei desto kraftvoller und schöner, je höher wir steigen, fuhr Karin Schmid fort. Deshalb sollten wir es Habakuk gleichtun und einen Turm oder Berg besteigen, um die Ankunft der Rettung schon von weitem zu erspähen. Der ankommende Retter sei kein anderer als Gottes Sohn. In ihm werde die langgehegte Hoffnung handgreiflich fühlbar und spürbar. Jesus Christus schaffe es schliesslich sogar, jenen unglückseligen Domino-Effekt, bei dem ein Unglück fortlaufend das nächste auslöst, zu durchbrechen und zu stoppen. Nach diesem versöhnlichen Predigtschluss klang der Gottesdienst mit einer Abendmahlsfeier und mit herzlicher Geselligkeit beim Apero aus. Die nächste Diessenhofer Veranstaltung im Format „Generation Church“ ist am 29. Oktober mit der Wort- und Poetry-Künstlerin Julia Frey.